Hintergrundmaterial zu Mythos

MacLoughlin und d’Albret bei den Shawi - Bibel, Glaube und Moral

"Wenn Gott nicht existierte, so wäre alles erlaubt.“
Häufig wird behauptet, der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski habe in seinem Buch „Die Brüder Karamasow“ den Satz „Wenn Gott nicht existierte, so wäre alles erlaubt“ einem dieser Brüder, Iwan, in den Mund gelegt. Ganz so stimmt das nicht. Diese Behauptung geht auf Jean Paul Satre zurück, der 1946 in seinem Vortrag „Ist der Existentialismus ein Humanismus?“ erklärt hat: Dostojewskij hatte geschrieben: ‘Wenn Gott nicht existiert, so wäre alles erlaubt’. Satre wollte damit offenbar die Haltung von Iwan beschreiben. Im Kapitel 2 von „Die Brüder Karamasow“ wird die Haltung dieses studierten Atheisten durch eine andere Figur, Pjotr Alexandrowitsch, beschrieben: „Vor fünf Tagen erklärte er (Iwan) bei einem Disput [...] Ein Naturgesetz, das dem Menschen befehle, die Menschheit zu lieben, existiere überhaupt nicht. Wenn es auf Erden Liebe gebe oder gegeben habe, so sei das nicht die Folge eines Naturgesetzes, sondern lediglich des Umstandes, dass die Menschen an die Unsterblichkeit glauben. Iwan Fjodorowitsch fügte in Klammern hinzu, eben darin bestehe das ganze Naturgesetz, so dass die Menschheit, raubt man ihr den Glauben an die Unsterblichkeit, sofort die Liebe und jede lebendige Kraft zur Fortführung des irdischen Lebens verliere. Ja noch mehr, es gebe dann nichts Unsittliches mehr; alles sei dann erlaubt, sogar die Menschenfresserei. Aber auch das genügte ihm nicht; er schloss mit der Behauptung, für jede Privatperson, die weder an Gott noch an die Unsterblichkeit glaube, zum Beispiel für uns jetzt, verwandle sich das sittliche Naturgesetz sofort in das Gegenteil. Der Egoismus, gesteigert bis zum Verbrechen, müsse dem Menschen dann erlaubt und sogar als unvermeidlicher, vernünftigster und womöglich edelster Ausweg aus einer schwierigen Lage anerkannt werden. Aus einem solchen Paradoxon können Sie, meine Herren, auf das übrige schließen, was dieser exzentrische Freund von Paradoxen, unser lieber Iwan Fjodorowitsch, zu proklamieren beliebt.“

Satre und Dostojewski
Jean Paul Satre sagte 1946 in seinem Vortrag „Ist der Existentialismus ein Humanismus“?: „Dostojewskij hatte geschrieben: ‘Wenn Gott nicht existiert, so wäre alles erlaubt’. Das ist der Ausgangspunkt des Existentialismus. In der Tat, alles ist erlaubt, wenn Gott nicht existiert, und demzufolge ist der Mensch verlassen, da er weder in sich noch außerhalb seiner eine Möglichkeit findet, sich anzuklammern. Vor allem findet er keine Entschuldigungen. Geht tatsächlich die Existenz der Essenz voraus, so kann man nie durch Bezugnahme auf eine gegebene und feststehende menschliche Natur Erklärungen geben, anders gesagt, es gibt keine Vorausbestimmung mehr, der Mensch ist frei, der Mensch ist Freiheit. Wenn wiederum Gott nicht existiert, so finden wir uns keinen Werten, keinen Geboten gegenüber, die unser Betragen rechtfertigen. So haben wir weder hinter uns noch vor uns, im Lichtreich der Werte, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen.“

Menschenfresserei in der Bibel
Im 3. Buch Mose (Levitikus) erklärt Gott den Israeliten im Kapitel 26 ausführlich, was ihnen droht, wenn sie nicht alle seine Gebote befolgen. Dort heißt es unter anderem: „Und wenn ihr daraufhin noch immer nicht auf mich hört und mir immer noch feindlich begegnet, begegne auch ich euch im Zorn und züchtige euch siebenfach für eure Sünden. Ihr esst das Fleisch eurer Söhne und Töchter.“ (Einheitsübersetzung der Bibel)

Strafe und Rache in der Bibel
Einige Beispiele für furchtbare Rache im Alten Testament:
Psalm 137: „Tochter Babel, du Zerstörerin! Wohl dem, der dir heimzahlt, was du uns getan hast! Wohl dem, der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert!“

4. Buch Moses (Numeri): Ein Mann verstößt gegen Gottes Gebot Nummer vier: Gedenke des Sabbats, halte ihn heilig. Er sammelt Holz - und wird dabei erwischt. Mose und sein Volk sind sich nicht ganz sicher, wie man das Vergehen bestrafen soll. Gott findet klare Worte. „Der Herr sprach zu Mose: Der Mann ist mit dem Tod zu bestrafen. Die ganze Gemeinde soll ihn draußen vor dem Lager steinigen.“ Das Gebot steht noch immer an vierter Stelle, vor dem Verbot, zu morden, zu lügen, zu stehlen.

1. Buch Samuel: Hier bringen die Leute von Beth-Schemesch dem Herrn Brandopfer da, als sie die Bundeslade sehen. Aber irgendwas machen sie falsch, und so muss der Herr sie strafen, „weil sie die Lade des Herrn angeschaut hatten. Er erschlug aus dem Volk fünfzigtausend Mann.“

4. Buch Moses, (Numeri), 31. Kapitel: Hier ziehen die Israeliten auf Befehl Gottes gegen Midian in den Krieg und bringen alle männlichen Personen um. „Die Frauen von Midian und deren kleine Kinder nahmen die Israeliten als Gefangene mit. Das ganze Vieh und der reiche Besitz der Midianiter wurde ihre Beute. Alle Städte im Siedlungsgebiet der Midianiter und ihre Zeltdörfer brannten sie nieder. Alle Menschen und das ganze Vieh, das sie erbeutet und geraubt hatten, nahmen sie mit. [....] Mose aber geriet in Zorn über die Befehlshaber, die Hauptleute der Tausendschaften und die Hauptleute der Hundertschaften, die von dem Kriegszug zurückkamen. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen am Leben gelassen? Gerade sie haben auf den Rat Bileams hin die Israeliten dazu verführt, vom Herrn abzufallen und dem Pegor zu dienen, sodass die Plage über die Gemeinde des Herrn kam.Nun bringt alle männlichen Kinder um und ebenso alle Frauen, die schon einen Mann erkannt und mit einem Mann geschlafen haben. Aber alle weiblichen Kinder und die Frauen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, lasst für euch am Leben!
Laut Bibel waren es 32.000 Jungfrauen und Mädchen und 32 davon bekamen die Priester als Anteil der Beute für Gott. Was aus ihnen geworden ist, darüber schweigt die Heilige Schrift.

Im 1. Buch Samuel (Kapitel 15) spricht Gott: „Darum zieh jetzt in den Kampf und schlag Amalek! Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!“ (Alle Zitate nach der Einheitsübersetzung der Bibel)

Menschenopfer in der Bibel
Zwar steht im 5. Buch Mose, man dürfe nicht das Gleiche tun wie die Völker, die Gott niedergestreckt hat, damit die Israeliten ihnen das Land wegnehmen können. Die haben nämlich Gräuel begangen, die der Herr hasst. Sie haben sogar ihre Söhne und Töchter im Feuer verbrannt, wenn sie ihren Göttern dienten.

Allerdings erklärt der Herr im 3. Buch Mose: „Aber nichts von dem, was ein Mann von seinem Eigentum an Menschen, Vieh und Feldbesitz als Banngut dem Herrn geweiht hat, darf verkauft oder ausgelöst werden. Alles Banngut ist etwas Hochheiliges; es gehört dem Herrn. Kein menschliches Wesen, das als Banngut geweiht wird, kann zurückgekauft werden; man muss es töten.“ Banngut bedeutet Opfergut. Sklaven, die als Opfer vorgesehen sind, müssen auch wirklich geopfert werden.

Im Buch der Richter verspricht Jiftach, ein israelitischer Feldherr, dem Herrn: „Wenn du die Ammoniter wirklich in meine Gewalt gibst und wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern zurückkehre, dann soll, was immer mir als Erstes aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, dem Herrn gehören und ich will es ihm als Brandopfer darbringen.“ Jiftach siegt, und als erstes tanzt ihm zu Hause die eigene Tochter entgegen. Und Jiftach verbrennt sie. Die Menschenopfer haben offenbar ihre Legitimation verloren, was sich in der Geschichte von Abraham niederschlägt, den Gott zuerst auffordert, seinen Sohn Isaak zu opfern, und ihn dann daran hindert.
(Zitate nach der Einheitsbibel)

Mörderischer Jesus
Bei Lukas heißt es in Kapitel 19: „Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde, bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!“ (Zitiert nach der Einheitsbibel)

Kein historischer Moses
Archäologische Untersuchungen von Wissenschaftlern wie Israel Finkelstein von der Universität in Tel Aviv belegen, das große Teile des Alten Testaments die Geschichte falsch darstellen. Die Figuren wie Moses, Noach, Abraham, Isaak, Josef und viele andere haben vermutlich nie existiert - oder zumindest nicht so, wie es in der Bibel dargestellt wird. Abraham etwa reitet in der Bibel zu einer Zeit auf Kamelen, als diese Tiere dort noch gar nicht als Lasttiere eingesetzt wurden. Es gibt keine archäologischen Hinweise auf einen Auszug aus Ägypten oder darauf, dass Jericho oder Kanaan von den Israeliten erobert wurden. Und David und Salomon waren vermutlich Kleinkönige mit unbedeutenden Reichen. Eine großartige Übersicht über diese Erkenntnisse hat Martin Urban in „Die Bibel - Eine Biographie“ (Verlag Galiani Berlin 2009) zusammengestellt.

Christus ist nicht Jesus
Die Prophezeiung Jesajas, die den Christen zufolge die Ankunft Christi vorhersagte - also Jesus -, bezieht sich eigentlich auf die Zeit von König Joschija. Der von Jesaja angesprochene Messias, also der Gesalbte des Herrn, Kyros, sprich Christus, war der König Persiens im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit. Diesem Kyros II. verdankten die Israeliten ihrer eigenen Überzeugung nach die Rückkehr aus dem babylonischen Exil.
Siehe auch hierzu: „Die Bibel - Eine Biographie“ von Martin Urban (Verlag Galiani Berlin 2009)

Es gibt keine „Zehn Gebote“
Es gibt drei Stellen in der Bibel, in denen berichtet wird, welche Gebote Gott Mose diktiert hat.
Im 2. Buch Mose: Exodus Kapitel 20, heißt es:
„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.“

Dann geht es im Buch Exodus ein wenig durcheinander weiter: Denn erst in Kapitel 24 heißt es: Der Herr sprach zu Mose: Komm herauf zu mir auf den Berg und bleib hier! Ich will dir die Steintafeln übergeben, die Weisung und die Gebote, die ich aufgeschrieben habe. Du sollst das Volk darin unterweisen.

Später im selben Buch Mose in Kapitel 34, wird es allerdings kompliziert. Hier wird geschildert, dass Mose angesichts des Goldenen Kalbs, das die Israeliten errichtet haben, vor Wut die ersten Steintafeln mit den Geboten zerbricht. Gott sagt ihm daraufhin: „Hau dir zwei steinerne Tafeln zurecht wie die ersten! Ich werde darauf die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln standen, die du zerschmettert hast.“
Und dann bestimmt Gott:
„Du darfst dich nicht vor einem andern Gott niederwerfen. Denn Jahwe trägt den Namen ‘der Eifersüchtige’; ein eifersüchtiger Gott ist er.
Hüte dich, einen Bund mit den Bewohnern des Landes zu schließen. Sonst werden sie dich einladen, wenn sie mit ihren Göttern Unzucht treiben und ihren Göttern Schlachtopfer darbringen, und du wirst von ihren Schlachtopfern essen.
Du wirst von ihren Töchtern für deine Söhne Frauen nehmen; sie werden mit ihren Göttern Unzucht treiben und auch deine Söhne zur Unzucht mit ihren Göttern verführen.
Du sollst dir keine Götter aus Metall gießen.
Du sollst das Fest der ungesäuerten Brote halten. Im Monat Abib sollst du zur festgesetzten Zeit sieben Tage lang ungesäuertes Brot essen, wie ich es dir geboten habe. Denn im Monat Abib bist du aus Ägypten ausgezogen.
Das Erste, was den Mutterschoß durchbricht, jeder männliche Erstling beim Vieh, bei deinen Rindern und Schafen, gehört mir.
Den Erstling vom Esel aber sollst du durch ein Schaf auslösen. Willst du ihn nicht auslösen, dann brich ihm das Genick! Jeden Erstgeborenen deiner Söhne musst du auslösen. Man soll vor mir nicht mit leeren Händen erscheinen.
Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen; selbst zur Zeit des Pflügens und des Erntens sollst du ruhen.
Du sollst das Wochenfest feiern, das Fest der Erstlingsfrüchte von der Weizenernte und das Fest der Lese an der Jahreswende.
Dreimal im Jahr sollen alle deine Männer vor dem Herrn, dem Gott Israels, erscheinen.
Wenn ich die Völker vor dir vertrieben und deine Grenzen weiter vorgeschoben habe, wird niemand in dein Land einfallen, während du dreimal im Jahr hinaufziehst, um vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen.
Beim Schlachten sollst du das Blut meines Opfers nicht über gesäuertes Brot fließen lassen und vom Schlachttier des Paschafestes darf nichts bis zum Morgen liegen bleiben.
Von den Erstlingsfrüchten deines Ackers sollst du die besten in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Das Junge einer Ziege sollst du nicht in der Milch seiner Mutter kochen.
Dann sprach der Herr zu Mose: Schreib diese Worte auf! Denn aufgrund dieser Worte schließe ich mit dir und mit Israel einen Bund.“

Deutlich später, im 5. Buch Mose (Deuteronomium Kapitel 5), wiederholt Mose dann noch einmal, was Gott gesagt hat. Es ähnelt hier wieder dem, was Gott Mose im 2. Buch, Exodus, im Kapitel 20 erklärt hat.
„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,
du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.“
(Alle Zitate stammen aus der Einheitsübersetzung der Bibel)

Glaubensinhalt und Darstellungsform
1546 wurde auf dem Konzil von Trient festgelegt, dass die göttliche Wahrheit nicht nur in der Bibel zu finden ist, sondern in der Verbindung von Schrift und Tradition. Der Heilige Geist ist es, der die Kirchenlehrer leitet. Damit lässt sich alles, was die Kirche und damit ihre Würdenträger entscheiden und tun, rechtfertigen - auch wenn es der Heiligen Schrift nicht entspricht.

Kohelets „Windhauch“
Kohelet lässt sich übersetzen mit „Versammlungsredner“. Das Buch Kohlet wird auch als „Prediger (Salomo)“ oder „Ecclesiastes“ bezeichnet. Es ist eine Sammlung von Sprüchen und Ratschlägen. Dort heißt es „Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.“ Kohelet bezieht sich hier wohl auf Vergänglichkeit und Bedeutungslosigkeit aller Dinge vor Gott und der Zeit. MacLoughlin gebraucht das Zitat allerdings im Sinne von: Es hat keine Grundlage und keine Substanz - und damit nicht ganz richtig.

Die Nächstenliebe und Jesus
Die Nächstenliebe taucht zum ersten Mal auf im 3. Buch Mose (Levitikus), inmitten eines Sammelsuriums von Geboten, in denen unter anderen auch die bekannten zehn Gebote auftauchen. Allerdings heißt es hier: „An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Der Nächste war also nur der nächste Israelit.

Allerdings gibt es in Levitikus auch das Gebot, Fremde anständig zu behandeln, ja sogar zu lieben: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen“. Mit der Liebe war vermutlich so etwas wie Respekt vor der Würde des anderen gemeint.

Jesus erklärt in der berühmten Bergpredigt bei Matthäus, über die Nächstenliebe hinaus solle man die Feinde lieben und beten für die, die einen verfolgen. Er bezog sich damit möglicherweise auf die Römer als Unterdrücker des jüdischen Volkes. Im Alten Testament hebt der Befehl Gottes, Feinde zu vernichten, das Gebot der Nächsten- und Fremdenliebe immer wieder auf. Und Jesus hat laut Matthäus selbst gesagt: „Ich bin nur gesandt zu den verlornen Schafen des Hauses Israel.“ Er beleidigte eine kanaäische Frau sogar, die ihn um die Heilung ihrer Tochter bat, als „Hündlein“, das das Brot der Kinder - der jüdischen Kinder - nicht verdient hätte. Erst nachdem sie sich vor ihm erniedrigt, hilft er ihr.
Die Nächstenliebe bezog sich jedenfalls anfänglich sicher auf Christen unter sich. Immerhin - das Recht, zu einem „Nächsten“ zu werden, hatte Jesus, wenn man Paulus folgt, allen Menschen als Kindern Gottes zugesprochen. Jeder hatte nun die Möglichkeit, sich dafür zu entscheiden, Jesus gewissermaßen im Nachhinein für sich sterben zu lassen zur Vergebung seiner Sünden. Wer allerdings nicht Christ werden wollte, den bezeichnete Paulus als „Hund“.
Die Christen haben das fast 2000 Jahre lang gut verstanden. Liebe und Respekt konnten eigentlich nur andere Christen erwarten. Alle anderen wurden wie Hunde behandelt, manchmal mit Erbarmen, meistens allerdings nicht. Was hatte die Juden von den Christen zu erleiden, oder die ursprüngliche Bevölkerung Afrikas und Amerikas? Alle, die nicht als Christ geboren wurden und sich nicht gleich der geistigen und natürlich auch weltlichen Herrschaft der christlichen Priester und Fürsten unterwarfen oder - sogar als Christ - den Anspruch derjenigen christlichen Herrscher akzeptieren wollten, die an der Macht waren, wurden bekämpft und unterdrückt. Christen fanden in der Bibel ihre Legitimation für Eroberungszüge, Kreuzzüge, Inquisition. Und dass das heute anders ist, verdanken wir nicht den Kirchen, sondern der Aufklärung. Was für die christlichen Religion gilt, gilt übrigens auch für andere Religionen, da sind Christen nicht prinzipiell schlimmer als andere.

Das Gebot der Nächstenliebe ist im Koran nicht in vergleichbarer Weise zu finden. Es gibt in Sure 4 eine Formulierung, die als Gebot übersetzt wird, gut zu sein zu „dem verwandten Nachbarn, dem fremden Nachbarn, dem Gefährten zur Seite, dem Sohn des Weges und denen, die eure rechte Hand besitzt.“ Der fremde Nachbar - auch fremder Beisasse - ist demnach der nicht verwandte Nachbar - aber deshalb noch nicht unbedingt ein Fremder.
Einer der Weggefährten Mohammeds, Abdullah bin Amr bin al-As, berichtete von folgenden Worten des Propheten: „Der wahre Muslim ist derjenige, dessen Zunge und dessen Hand kein Muslim zu fürchten hat.“ Nach Nächsten- oder Fremdenliebe klingt das nicht.

Das Beispiel vom barmherzigen Samariter, das Jesus im Lukasevangelium beschreibt, ist auch nicht so eindeutig, wie man annehmen könnte. Die Samaritaner sind aus dem Volk Israel hervorgegangen, man spricht auch von israelitischen Samaritanern. Es handelte sich ursprünglich um Israeliten im ehemaligen Nordreich Israel, deren Religion sich stärker an den älteren Kulten orientierte als im Südreich Juda und Benjamin. Die Samaritaner unterscheiden sich in den religiösen Gebräuchen von den Juden. Hier geht es aber gewissermaßen um Verwandte: Das vermutlich jüdische Opfer eines Raubüberfalls, ein jüdischer Priester, ein jüdischer Levit und ein „schwarzes Schaf“ der israelischen der Familie, ein Samariter. Jesus dürfte mit dem Bezug auf einen Samaritaner gemeint haben, dass die Nächstenliebe zwischen den Mitgliedern des Hauses Israel wichtiger sei als die Frage, welche weniger wichtigen Gebote wie genau befolgt wurden.

Jesus und die Hölle
Jesus hat den Evangelisten zufolge auf drastische Weise vor den Schrecken der Hölle gewarnt und damit gedroht. So verkündete er zum Beispiel bei Matthäus: „Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.“ Bei Markus beschreibt Jesus die Hölle als Ort für Sünder, wo „ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.“ Der Wurm bezieht sich auf den Propheten Jesaja, der gesagt hat: “Dann wird man hinausgehen, um die Leichen derer zu sehen, die sich gegen mich aufgelehnt haben. Denn der Wurm in ihnen wird nicht sterben und das Feuer in ihnen wird niemals erlöschen; ein Ekel sind sie für alle Welt.“ Demnach zitiert Jesus Jesaja, oder Markus hat Jesus Jesaja in den Mund gelegt. Dass so etwas passiert ist, davon gehen heute manche Theologen und Gläubige aus.
Lange Zeit wurden die Beschreibungen der Hölle wörtlich genommen, wie man etwa auf den Bildern der alten Künstler wie Hieronymus Bosch sieht.
Allerdings erklärte Papst Johannes Paul II. 1999 während der Generalaudienz am 28. Juli: „Die Hölle stellt mehr als einen Ort dar, nämlich die Situation, in der sich jener wiederfinden wird, der sich freiwillig und endgültig von Gott, Quelle des Lebens und der Freude, entfernt. [...] Die Bilder, mit denen die Heilige Schrift die Hölle darstellt, müssen richtig interpretiert werden. Sie wollen die völlige Leere eines Lebens ohne Gott aufzeigen.“

Frauen und das Gebet der orthodoxen Juden
Zum Morgengebet gläubiger Juden, dem Schacharit, gehören eine Reihe von Segenssprüchen (Birkot haSchachar). Männer sprechen unter anderem die Worte: „Baruch Atah Adonai Elohejnu Melech Haolam, Schelo Asani Goj“. Der Betende preist Gott hier dafür, dass er ihn nicht als Nichtjude erschaffen hat. Ein weiterer Spruch endet statt auf „Goj“ (Nichtjude) auf „Ischah“, also Frau. Der Mann preist Gott also dafür, dass er ihn nicht als Frau erschaffen hat.
Frauen preisen Gott an dieser Stelle stattdessen mit den Worten „scheasani kirzono“ – der mich nach seinem Willen gemacht hat. Diese Sprüche werden so von orthodoxen Juden und in konservativen Gemeinden verwendet.
Viele Juden verzichten heute aber auf die Formel mit „Goj“ und Männer und Frauen beenden die Sprüche für die Geschlechter beide mit „scheasani kirzono“ oder aber mit „scheasani betzalmo“ – der mich nach seinem Bild erschaffen hat.
(Quelle: Das neue Siddur „T’fillot lekol haSchanah – Jüdisches Gebetbuch“ von Jonah Sievers und Andreas Nachama. Besprochen z. B. in der Jüdischen Allgemeinen vom 29.10.2009 von Chajim Guski.)

 

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