Hintergrundmaterial zu Mythos

Pérez, Tanriverdi und Revilla auf dem Río Supayacu

Evolution und Zwischen- oder Übergangsformen
Der Begriff Zwischenform ist missverständlich. Jede Art, die auf der Erde jemals existierte, war natürlich an die Umwelt angepasst. Neue Arten haben ihren Ursprung immer in Individuen einer bestehenden Art, verfügen jedoch über Merkmale oder bestimmte Ausprägungen von Merkmalen, die dazu führen, dass sie sich in einer bestimmten Umwelt erfolgreicher fortpflanzen als ihre Artgenossen. Von Generation zu Generation nimmt die Häufigkeit dieser vorteilhaften Merkmale zu. Es kommt zu weiteren Merkmalen oder unterschiedlichen Ausprägungen von Merkmalen in den nachfolgenden Generationen, bis die Population aus Tieren besteht, die tatsächlich so anders sind als jene, von denen sie abstammen, dass sie sich mit Vertretern der ursprünglichen Art - so diese noch existieren - nicht mehr oder kaum noch fortpflanzen können. Selbst wenn eine Fortpflanzung noch möglich wäre, erkennen sich die Vertreter der Populationen nicht mehr als Fortpflanzungspartner.

Zwischen- oder Übergangsformen sind Arten, die in der Ausprägung von Merkmalen zwischen großen Gruppen stehen, die durch wichtige Eigenschaften charakterisiert werden. Zwischen Reptilien und Vögeln zum Beispiel stehen Dinosaurier mit Federn (ausgestorben vor etwa 65 Millionen Jahren) und Ur-Vögel wie Archäopteryx (aus dem Jura vor 150 Millionen Jahren) mit reptilienartigen Zähnen. Sie waren natürlich jeweils an ihre Umwelt angepasst. Die Merkmale wie Federn waren bei den Tieren, die noch zu den Dinosauriern - und damit zu den Reptilien - gezählt werden, jedoch nicht so ausgeprägt wie bei den Vögeln und dienten nicht zum Fliegen. Und Ur-Vögel wie Archäopteryx, die nicht mehr zu den Reptilien gehören, besaßen noch nicht den Schnabel moderner Vögel.

Der Tiktaalit ist ein Fisch, der im Devon vor etwa 380 Millionen Jahren lebte und bereits Merkmale besaß, die in stärker ausgeprägter Form dann 20 Millionen Jahre später deutlich bei Amphibien zu erkennen sind: die Schädelform, der bewegliche Hals, die Armknochen der vorderen Gliedmaßen, die aber noch in Flossenstrahlen mündeten, nicht in Finger. Solche Arten, die Merkmale aus zwei Gruppen vereinen, nennt man Mosaikformen. Und wer weiß, was damit gemeint ist, kann auch von Zwischenformen sprechen.

Ardi - Ardipithecus ramidus
Die Behauptung, das Skelett des Fossils Ardi gehöre zu einem Bonobo (Zwergschimpanse), stammt von dem türkischen Kreationisten Harun Yahya (Adnan Oktar). Ardi ist der Spitzname eines Menschenaffen, der vor 4,4 Millionen Jahren in Ost-Afrika gelebt hat. Sein Skelett deutet darauf hin, dass diese Affen, die bereits nahe Verwandte der Vertreter der Gattung Homo waren, aufrecht gehen konnten, zugleich aber in Bäumen kletterten. Es gibt jedoch keine Hinweise auf den Knöchelgang wie er bei Schimpansen und Gorillas zu beobachten ist. Die Oberkiefereckzähne sind ähnlich lang wie bei weiblichen Schimpansen und männlichen Bonobos (Zwergschimpansen). Es fehlt jedoch die dolchartige Krone. Insgesamt lässt sich klar sagen, dass Ardi eine bessere Vorstellung davon gibt, wie sich der Gang des modernen Menschen entwickelt hat, als es Schimpansen oder Bonobos tun.

 

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