Hintergrundmaterial zu Mythos
Pérez in Iquitos, Peru
Adem Tanriverdi
Die Figur Adem Tanriverdi ist inspiriert von dem türkischen Kreationisten
Adnan Oktar, der sich selbst Harun Yayah nennt. Vorbild ist Oktar aber nur
insofern, dass Tanriverdi die gleichen Argumente verwendet, um das gleiche
religiöse Weltbild zu erklären und in der Öffentlichkeit
dafür einzutreten. Für die Persönlichkeit Tanriverdis kann
Oktar jedoch schon deshalb kein Vorbild sein, da ich Oktar nicht kenne,
sondern nur seine öffentlichen Äußerungen. Adem ist die
türkische Form von Adam, dem ersten Menschen. Tanriverdi bedeutet etwa
„Gott hat gegeben, geschenkt“. Tanri ist ein alttürkischer
Name für Gott, also aus der Zeit, bevor die Turkvolker islamisiert
wurden. (Aliye Mehrebani-Yasyba, Turksprachige Anthroponymie in Deutschland,
Namenkundliche Informationen Bd. 97, 2010. Deutsche Gesellschaft für
Namenforschung e.V. c/o Universität Leipzig)
Das bedeutet, dass Adem Tanriverdi hier als Muslim etwas inkonsequent ist,
um in seiner Anmaßung zugleich wieder bescheiden aufzutreten. Er vermeidet
das Wort Allah, verwendet trotzdem das Wort Gott und unterstellt, dass das
natürlich sowieso der selbe gewesen sein muss - schließlich gibt
es für ihn nur einen einzigen Gott.
Bierwerbung in Machu Picchu
Im Jahre 2000 nahm die New Yorker Werbeagentur J. Walter Thompson (heute
JWT) in der berühmten antiken Inka-Stadt Machu Picchu in den Anden
einen Werbefilm für die peruanische Bier-Brauerei Cusquena auf. Die
Firmen hatten die Genehmigung für den Dreh vom Instituto Nacional de
Cultura del Perú. Bei den Dreharbeiten stürzte ein Kran um und
beschädigte den legendären Sonnenstein der Inka.
Satellitenbilder und Ökologie /Universität Turku am Amazonas
Wissenschaftler der finnischen Universität Turku (Turun yliopisto)
forschen seit Jahren in Kooperation mit peruanischen Kollegen etwa des Instituto
de Investigaciones de la Amazonía Peruana (IIAP) in Iquitos zu Ökologie,
Evolution und Geologie.
Bis 2007 etwa fand das Proyecto Diversidad Biológica de la Amazonía
Peruana - BIODAMAZ - statt, ein Projekt zur Erforschung und zum Schutz der
Artenvielfalt im amazonischen Regenwald. Mit Hilfe von Satellitenbildern
wurde zum Beispiel die Lage der White-Sand Forests im Naturschutzgebiet
Allpahuayo-Mishana im Süden von Iquitos und im Gebiet der Matsés
am Río Blanco an der Grenze zu Brasilien bestimmt. Geräte der
Nasa-Satelliten vom Typ Landsat messen die Reflexion des Sonnenlichts, die
von den physikalischen Eigenschaften des Bodens und der Vegetation abhängt.
Der sogenannte Thematic Mapper des Satelliten fotografiert die Erdoberfläche
und zeichnet dabei auch Wellenlängen des Lichts auf, die für das
menschliche Auge unsichtbar sind. Auf den Falschfarben-Bildern sind unterschiedliche
Waldtypen anhand ihrer Farbmuster ziemlich deutlich voneinander zu unterscheiden,
da die verschiedenen Böden und die entsprechenden Pflanzen Licht aus
etwas unterschiedlichen Bereichen des Spektrums zurückwerfen. Es wird
inzwischen schon vieles mit Hilfe von Satellitenbildern untersucht, da man
davon ausgeht, dass Gebiete, die auf den Aufnahmen ähnlich aussehen,
auch ähnliche Bedingungen aufweisen. So kann man versuchen, die Verbreitungsgebiete
nicht nur von Vögeln, sondern auch von anderen Tierarten und sogar
Krankheitsüberträgern wie Moskitos einzuschätzen.
Satellitenbilder und Archäologie
Die Geräte auf den meisten Satelliten nehmen Wellen auf, die von der
Oberfläche abgestrahlt werden und können so Hinweise auf eine
unterschiedliche Zusammensetzung der Vegetation des Dschungels oder des
Bodens geben. Aber was unter der Erde ist, reflektiert kein Licht. Es gibt
allerdings die Chance, dass über unterirdischen Strukturen etwas andere
Pflanzen wachsen, zum Beispiel wenn dicht unter der Oberfläche ein
Fundament aus Steinen liegt oder Gruben und Gräben wieder aufgefüllt
wurden, so dass der Boden eine andere Dichte besitzt als ringsumher. Oder
wenn Wege seit sehr langer Zeit von Menschen genutzt werden. Dann verdichtet
sich die Erde, so dass ebenfalls andere Pflanzen dort wachsen als in der
Umgebung. Wenn also auf einem der Satellitenbilder, die einen bestimmten
Teil des Spektrums der reflektierten Wellen aufnehmen, im Regenwald ein
großes Quadrat oder lange Linien auftauchen, könnten dort die
Reste eines Gebäudes liegen. Tom Server von der Nasa hat so im Dschungel
in Guatemala Maya-Ruinen entdeckt, weil der Kalkstein der zerfallenen Tempel
in den Boden eingedrungen ist und dort deshalb andere Pflanzen wachsen als
in der Umgebung. Auf Satelliten-Infrarotbildern erscheinen die Orte mit
Ruinen heller. Außerdem reflektiert der Untergrund Wärme verschieden
stark, je nachdem, welche Zusammensetzung er hat. Auch wenn keine Pflanzen
darüber wachsen, kann Wärmestrahlung also auf besondere, auch
künstliche Strukturen im Boden hindeuten. Das wurde zum Beispiel genutzt,
um archäologische Strukturen in der Umgebung von Stonehenge zu untersuchen.
Und Michael Heckenberger von der University of Florida in Gainesville hat
mit Hilfe von Landsat-Bildern große, hunderte Jahre alte Siedlungsanlagen
im brasilianischen Urwald im Xingu-Becken entdeckt. Seitdem vermuten einige
Fachleute, dass das Amazonas- und Orinoko-Becken vor der Ankunft der Europäer
ziemlich dicht besiedelt waren und der Urwald gar nicht so alt ist, wie
man bislang angenommen hat. Die Ureinwohner haben offenbar selbst vielerorts
fruchtbaren Boden produziert, auf dem heute der Regenwald wächst. Angeblich
sind diese Kulturen, von denen Francesco de Orellana im 16. Jahrhundert
nach seiner berühmten Fahrt auf dem Amazonas berichtet hat, eingeschleppten
Krankheiten zum Opfer gefallen. Der Amazonas-Dschungel wäre in seiner
heutigen Form also zum großen Teil erst 500 Jahre alt.
Ein Tunnel wie in meinem Buch ließe sich aber nur erkennen, wenn er Auswirkungen auf die Oberfläche darüber hat. Und das hängt vermutlich davon ab, wie tief er unter der Erde liegt. Ein weiteres Problem ist die Auflösung der Landsat-Bilder. Die ist 30x30 Meter beziehungsweise 15x15 Meter. Das heißt, auf den Bildern stellt ein einziger Pixel eine solche große Fläche dar. Strukturen, die kleiner sind, sind deshalb mit diesen Satelliten kaum aufzuspüren. Nur wenn sie ganz scharf kontrastieren, können sie auftauchen - zum Beispiel eine fünf Meter breite Straße in der Wüste. Auch mehrere Quadratmeter große Strukturen ägyptischer Tempel wurden entdeckt, weil ihr Granitstein sich vom Kalksteinboden deutlich unterscheidet. Aber das sind Ausnahmen und im Dschungel hilft das nicht weiter.
Aber: Es gibt Satelliten, die eine bessere Auflösung haben. Der französische Satellit SPOT zum Beispiel hat eine Auflösung von 0,8 Meter panchromatisch (dieser Sensor nimmt ungefähr das Spektrum auf, das auch das menschliche Auge sieht) - und fünf Meter multispektral (wenn also für das selbe Bild in mehreren unterschiedlichen Bereichen des Spektrums aufgenommen wird). Die besten Aufnahmen machen derzeit wohl die neuen kommerziellen US-Satelliten GeoEye 1 von GeoEye und WorldView-2 von DigitalGlobe. (Die beiden Unternehmen sind inzwischen fusioniert.) Der GeoEye 1 hat eine Auflösung von 0,41 Metern panchromatisch (also Farbbilder) und 1,65 Metern (multispektral). WorldView-2 hat eine Auflösung von 0,5 Metern bzw. 1,8 Metern. Aufnahmen müssen bezahlt werden und sind teuer. Daneben gibt es noch die etwas älteren kommerziellen Satelliten Quickbird und IKONOS, die von Archäologen schon erfolgreich eingesetzt wurden. Quickbird kann Strukturen mit einer Auflösung von 0,6 Metern (panchromatisch) finden - oder auch etwas kleinere Objekte, wenn diese sich deutlich von der Umgebung absetzen. Multispektrale Bilder haben immer noch eine Auflösung von 2,4 Metern. IKONOS-Bilder sind nicht ganz so scharf wie die vom Quickbird. Der Nachteil ist allerdings, dass auch diese Bilder sehr, sehr teuer sind.
Eine Möglichkeit, unterirdische Strukturen aufzuspüren, sind Radaraufnahmen. Radarwellen werden von speziellen Geräten abgestrahlt, am Boden reflektiert und dann gemessen. Die Amerikaner haben mehrmals von Space Shuttles aus die Erde mit Radargeräten aufgenommen. Diese Wellen können durch die Vegetation dringen und den Boden direkt abbilden - und somit auch Strukturen, die unter den Pflanzen liegen. Bereits in den 80er Jahren haben die Daten geholfen, uralte Bewässerungskanäle der Maya in Yukatan zu entdecken. Und in Kambodscha wurden so die Ruinen von Angkor Wat untersucht. Die Wellen können sogar in die Erde eindringen - in trockenen, feinkörnigen Sedimenten bis zu zwei bis vier Meter. Archäologen haben damit in der Wüste Gobi steinzeitliche Orte entdeckt und auch die ‘Verlorene Stadt von Ubar’, eine antike, befestigte arabische Stadt in der Rub al-Khali, die dem Koran zufolge durch Gottes Wille zerstört wurde.
Aber bei feuchtem Boden wie im Dschungel klappt das nicht. Selbst wenn
die Space-Shuttle-Daten eine bessere Auflösung als 13 Meter hätten
und den ganzen Globus abdecken würden - was sie nicht tun - hilft das
dort nicht weiter.
Das Gleiche gilt für eine Methode, die von Archäologen inzwischen
hin und wieder angewendet wird: LIDAR. Dabei werden Laserpulse vom Flugzeug
aus auf den Boden geschossen, das Licht, das zurückgestreut wird, wird
aufgenommen. Damit lassen sich zugleich die Vegetation als auch darunter
liegende Bodenstrukturen mit einer Auflösung von drei Zentimetern identifizieren.
Aus den Daten lassen sich digitale dreidimensionale Modelle der Landschaft
berechnen - inklusive Strukturen, die auf Luftaufnahmen oder Satellitenbildern
nicht auffallen würden. Angewandt wurde das zum Beispiel schon für
die megalithischen Kultstätten Stonehenge in England und Carnac in
Frankreich mit seinen 3000 Menhiren.
Dann gibt es noch Ground-Penetrating-Radargeräte. Das sind Geräte wie ein Minensuchgerät: ein Kasten an einem langen Stock, mit dem man den Untergrund vermisst.