Hintergrundmaterial zu Mythos
York in Moyabamba, Peru
Die Wegbeschreibung (Derrotero) des Caspar Ritz
Vor dem historischen Hintergrund ist es nicht undenkbar, dass ein Verwandter
des Joachim Ritz aus Sankt Gallen gemeinsam mit Nikolaus Federmann nach
Bogotá gezogen wäre. Ebenfalls denkbar wäre es wohl, dass
dieser Landsknecht im Sold eines deutschen Handelshauses dort 1539 hätte
auf die Idee kommen können, einen Landweg zwischen Peru und Venezuela
zu suchen, zumal von Bogotá aus über Quito die Strecke von den
Spaniern inzwischen relativ gut erschlossen war. Der übliche Weg, den
die Konquistadoren sonst nahmen, bestand darin, die Landenge von Panama
zu überqueren und dann mit Schiffen an der Pazifikküste Richtung
Süden zu fahren.
1539 hätte Ritz in Piura oder Trujillo an der Westküste Perus
von Alonso de Alvarado hören können, der von Chachapoyas aus,
dem Land der Wolkenmenschen im Osten, nach El Dorado suchen wollte. In Unkenntnis
der Entfernung zwischen Coro und Chachapoyas wäre er vielleicht auf
die Idee gekommen, die Region zu erkunden in der Hoffnung, von Süden
aus dorthin vorzustoßen, wohin Philipp von Hutten von Norden aus kommen
wollte. Die Umstände, die Ritz in Chachapoyas vorfand, sind bei „Juan
de la Torre“ dargestellt. Die Personen, die Ritz erwähnt, gab
es tatsächlich. Dass die Frauen der Chachapoyas besonders schön
gewesen sein sollen, ist bei Pedro Pizarro nachzulesen, dem Bruder von Francisco
Pizarro (Relation of the Discovery and Conquest of the Kindoms of Peru by
Pedro Pizarro. The Cortes Society, New York 1921)
Die Wegbeschreibung von Moyobamba nach Balsapuerto hält sich an die
Erfahrungen, die der britische Navy-Offizier Lieutenant Henry Lister Maw
1829 unter „Passage from the Pacific to the Atlantic“ in London
veröffentlicht hat, sowie an eine Beschreibung in der New York Times
vom 11. April 1874 unter dem Titel „South American Travel - From the
Atlantic to the Pacific via the Amazonas - VI.“. Auch die Namen der
Flüsse etc. entspricht bei Ritz der historischen Schreibweise.
Vogel Rock
Die Figur dieses Riesenvogels kommt in arabischen Märchen vor - bekannt
ist er vor allem aus „Sindbad der Seefahrer“, einer Geschichte
aus „Tausendundeiner Nacht“. Aber auch Marco Polo, der im 13.
Jahrhundert von Europa nach China und zurück reiste, berichtet von
ihm. Im Kapitel „Die Insel Mogdasio“ (Madagaskar) in Il Milione
beschreibt er einen riesigen Vogel, einen Greif, der einen Elefanten in
die Luft tragen kann und den die Insulaner „Rock“ nennen. Manche
Konquistadoren dürften das Buch des Italieners gekannt haben.
Basilisk
Dieses mythische Wesen beschrieb der römische Naturforscher Plinius
der Ältere, der im ersten Jahrhundert gelebt hat, als eine relativ
kleine Schlange in Kyrenaika, Libyen, mit einem weißen Flecken auf
dem Kopf, der an eine Krone erinnerte. Deshalb auch der griechische Name
Basilisk: kleiner König. Diese Schlange bewegte sich halb aufgerichtet
und vergiftete die Luft um sich herum mit ihrem Anhauch, so dass Pflanzen
und Tiere starben. Selbst ihr Blick war tödlich. Und wenn ein Reiter
die Schlange mit dem Speer tötete, dann kroch das Gift den Speer hinauf
und brachte Pferd und Mensch um. Besiegt wurde die Schlange laut Plinius
mit Hilfe des Gestanks eines Wiesels, das man in die Höhle des Basilisken
warf. Beide Tiere starben dabei.
Im Mittelalter wurde dann aus der kleinen Schlange ein Mischwesen, das auch
Basilicock genannt wurde. Die Darstellungen aus dieser Zeit zeigen häufig
eine Art Hahn mit zwei, vier oder mehr Vogelbeinen, Schwingen, die an Fledermausflügel
erinnern, einem langen, manchmal schlangenähnlichen dreispitzigen Schwanz,
und mit einer Krone und schuppiger Haut. Je nachdem, ob die Tiere Flügel
hatten oder nicht, wurden sie auf englisch mal Basilisk genannt, mal Cockatrice.
Erhalten geblieben war ihnen der giftige Hauch und ihr Blick sollte Menschen
zu Stein werden lassen.
Es gibt in Südamerika auch eine Gattung von kleinen Leguanen, die Basilisken
heißt. Einige haben Kämme auf dem Kopf und dem Rücken. Wenn
diese Echsen erschreckt werden, dann sprinten sie auf zwei Beinen los und
überqueren dabei sogar Bäche. Sie bilden Luftpolster unter den
Füßen und bewegen sich so schnell, dass der Fuß schon wieder
aus dem Wasser ist, bevor dieses Zeit hatte, zurückzuweichen. Man nennt
die Tiere deshalb auch Jesus-Christus-Echse.