Hintergrundmaterial zu Mythos
Pérez und Rafael Revilla in Lima, Peru
Purussaurus
Der Purussaurus wurde vermutlich bis zu zwölf Metern lang und fast
zwei Meter hoch, sein Gewicht wird auf bis zu 15 Tonnen geschätzt.
Er wurde nach dem Río Purús in der geologischen Solimões
Formation in Brasilien benannt, wo Kieferteile gefunden wurden. Purussaurus-Fossilien
kennt man auch aus Kolumbien, Bolivien und Venezuela. In Peru wurden Fossilien
am Fitzcarrald-Rücken am Ufer des Río Inuya und am Río
Mapuya ausgegraben, einer Erhebung im Süden Perus, östlich vom
Río Urubamba. Die ganze Region im Osten der Anden war im Mittleren
Miozän, vor 16 bis neun Millionen Jahren, überwiegend überflutet.
Ein Mosaik von Seen, Flussgürteln und Sümpfen. Hier existierte
der Pebas-Riesensee, ein System, das in Verbindung mit dem karibischen Meer
stand. Eine anschauliche Darstellung findet man unter http://www.sci.utu.fi/sivustot/amazon/publications/articles/pdf_pub/Wesselingh_et_Salo_2006_SG8.pdf
Die Überreste von Tieren wurden wohl vor allem von Stürmen an
bestimmten Uferstellen angespült, durch die Gezeiten wurden Sedimente
darüber gelegt. Zu Beginn des späten Miozäns, vor acht bis
neun Millionen Jahren, waren die östlichen Anden stark angestiegen,
große Teile des Pebas-Systems wurden mehr oder weniger trockengelegt.
Auch im Amazonas-Becken sind einige Stellen gestiegen. Dadurch ist zum Beispiel
auch der Fitzcarrald-Rücken entstanden, der Iquitos-Rücken und
einige Gebiete außerhalb von Peru. Und auch bei Jeberos, wo Francisco
Pérez unterwegs war, sind die White-Sand Forests zusammen mit den
Anden in die Höhe gestiegen. In diese Rücken und Hügeln,
schneiden die Flussbetten hier und dort die im Miozän entstandenen
Schichten an, so dass an den Flussufern „Knochenbetten“ entdeckt
werden können. Es ist ziemlich schwierig, die Fossilien zu datieren,
da sie meist an der Oberfläche der Flussbänke gefunden werden.
Aber es ist gelungen, am Fitzcarrald-Rücken geologische Daten auszuwerten.
Die Fossilien, die dort gefunden wurden, stammen dem peruanischen Paläontologen
Rodolfo Salas-Gismondi vom Museo de Historia Natural-UNMSM, Lima zufolge
aus dem späten Mittleren Miozän, sind also etwa fünfzehn
Millionen Jahre alt. Nachzulesen unter http://www.igme.es/4empsla/libro/62.pdf.
Die Identifizierung des Purussaurusschädels im Buch durch Rafael Revilla
anhand des großen Foramen incisivum greift auf die Untersuchung von
Aguilera, Riff und Bocquentin-Villanueva zurück, die Purussaurus mirandai erstmals
im Journal of Systematic Palaeontology 2006 beschrieben haben. Das entsprechende
Fossil stammt aus der Urumaco-Formation in Venezuela.
Im Museo de Historia Natural der Universidad Nacional Mayor de San Marcos
in Lima gibt es eine Daueraustellung mit einem Purussaurusmodell in Lebensgröße.
Das Ausstellungsplakat zeigt ein Reptilienauge in Nahaufnahme sowie das
Modell selbst.
Acámbaro-Figuren und Ica-Steine
Viele Menschen glauben, dass die Erde wie in der Bibel geschildert von Gott
geschaffen wurde. Wann genau, darüber sind sie sich nicht einig. Manche
folgen dem englischen Erzbischof James Ussher, der im 17. Jahrhundert anhand
von biblischen Lebensläufen berechnet hat, dass die Schöpfung
am 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt stattfand. Ausgestorbene Arten sind
für sie während der Sintflut gestorben. Dazu gehören neben
den Dinosauriern auch die Flugsaurier und die meisten Urzeit-Säugetiere
und überhaupt viele Arten, die vor 250 Millionen Jahren beim Übergang
vom Perm zum Trias und vor 65 Millionen Jahren an der Kreide-Tertiär-Grenze
verschwunden sind. Mehr als 90 Prozent aller Arten hätten die Arche
Noah demnach verpasst. Das Schiff wäre vielleicht auch ein wenig klein
gewesen, wenn Noah sie nach den Anweisungen Gottes, wie sie in der Bibel
stehen, gebaut hat.
Für die Kreationisten haben die Acambaro-Figuren und die Ica-Steine eine besondere Bedeutung: 1945 wurden in der Nähe von Acambáro im Nordwesten von Mexico City tausende Tonfiguren ausgegraben, die keine Merkmale der antiken mexikanischen Kulturen besaßen. Die menschlichen Statuetten erinnerten eher an Sumerer und Ägypter, dazu kamen Figuren von Tieren der Eiszeit, von Reptilien, die an verschiedene Dinosaurierarten erinnerten, sowie Fantasiegestalten. Ein deutscher Kaufmann und Atlantis-Enthusiast, Waldemar Julsrud, der zuvor beteiligt gewesen war an der Entdeckung der Chupícuaro-Kultur, sammelte die Figuren. Er beauftragte einen mexikanischen Farmer, ihm so viele wie möglich zu besorgen. Es wurden schließlich mehr als 30.000 Stücke. In jedem Loch, was die Leute für Julsrud gruben, tauchten Ambacáro-Figuren auf. 1955 untersuchte Charles Hapgood, ein Anthropologe der University of New Hampshire, die Funde und kam zu dem Ergebnis, dass sie einige Tausend Jahre alt waren und von einer unbekannten Kultur stammten. Seine Kollegen allerdings hielten das angesichts des guten Zustandes der Figuren für Blödsinn. Dann tauchten unter den Statuen fossile Zähne auf, die von einem ausgestorbenen Pferd stammten. Schließlich untersuchte ein Paläontologe von der Harvard University die Figuren, die Dinosauriern ähnelten, und vermutete, dass die Künstler von noch lebenden Reptilien inspiriert worden waren. Hapgood hielt es für möglich, dass sie Wesen aus den Mythen der ursprünglichen Bevölkerung darstellten, Reptilien wie der Komodowaran, die das große Aussterben vor 65 Millionen Jahren überlebt hatten. Julsrud allerdings kam zu dem Schluss, Menschen und Dinosaurier hätten gleichzeitig gelebt. Natürlich hatten die Steinzeitmenschen in Amerika noch riesige Säugetiere erlebt, Riesenfaultiere etwa, oder das Mastodon. Vermutlich haben sie selbst diese Tiere ausgerottet. Und die Azteken und Inkas haben fossile Knochen solcher Tiere entdeckt und vermutlich Legenden darum gewoben. Außerdem kann man sich vorstellen, dass die Bewohner von Acambáro sich die Einnahmequelle, die Julsrud darstellte, nicht entgehen lassen wollten und sein Interesse an antiken Dino-Artefakten ausgenutzt hatten.
Ähnlich war es mit den Ica-Steinen gewesen. 1966 begann der peruanische Arzt Javier Cabrera Darquea in der Stadt Ica Steine aus Andesit, einem Vulkangestein, zu sammeln, in die mysteriöse Zeichnungen eingeritzt waren. Sie zeigten unter anderem Szenen, in denen Menschen und dinosaurierähnliche Tiere zusammen auftraten. Er wurde von Bauern mit tausenden Steinen für sein Museo de Piedras Grabadas versorgt, die angeblich aus einer Höhle in der Umgebung stammten. Auch Touristen wurden solche Steine angedreht. Nachdem man einen der Bauern deshalb verhaftet hatte, gab er zu, die Kunstwerke selbst angefertigt zu haben.
Im Paluxy-Flussbett bei Glen Rose in Texas wurden 1908 berühmte Fußabdrücke entdeckt. Das Wasser hatte während eines Sturm im Wheeler Branch, einem Seitenarm des Flusses, Abdrücke großer Tiere mit drei Zehen freigelegt, auf die ein Jugendlicher namens Ernest Adams stieß. Sie stammen offenbar von Theropoden, zu denen etwa der Tyrannosaurus gehört. Jedenfalls geht man heute davon aus, dass die Spuren wahrscheinlich von Acrocanthosauriern hinterlassen wurden. Zwei Jahre später stießen zwei andere Jugendliche beim Fischen im Paluxy ebenfalls auf solche Spuren - und einige, die sie an verlängerte Fußabdrücke erinnerten. Riesenspuren nannte sie Charlie Moss, einer der zwei Entdecker. Und unter den Einheimischen war bald klar, dass es sich um Abdrücke von Menschen handelte. Die Dinosaurierspuren stammen vermutlich aus einer Zeit vor 113 Millionen Jahren. Dann wären Menschen mehr als 100 Millionen Jahre früher entstanden, als man heute annimmt.
In den 1930er Jahren hatten dann einige geschäftstüchtige Anwohner damit begonnen, Fußabdrücke aus dem Flussbett herauszuschlagen und an Touristen zu verkaufen. Und einer, George Adam, der Bruder des ursprünglichen Entdeckers, war auf die Idee gekommen, Abdrücke von Dinosauriern, aber auch von Menschen, in Steine zu schlagen und zu verkaufen. Einige Jahre später wurde der Paläontologe Roland T. Bird vom American Museum of Natural History auf solche künstlichen Abdrücke aufmerksam und schaute sich den Paluxy genauer an.
Er entdeckte dort weitere Abdrücke, auch solche von Sauropoden - die langhalsigen, großen Tiere wie Apatosaurus und Diplodocus - aber keine menschlichen Spuren. Trotzdem wurden nun die Kreationisten auf die Spuren aufmerksam. In den 50er Jahren wollten sie tatsächlich deutliche Menschenspuren gefunden haben - für sie ein eindeutiger Beweis für die Sintflut und Noahs Arche. Allerdings haben selbst eine Reihe von Kreationisten schon bald ihre Zweifel gehabt. Und eine genaue Untersuchung hat gezeigt, dass die verdächtigen Spuren ganz offensichtlich ebenfalls von Dinosauriern stammten, die sich teilweise mit Sediment gefüllt und durch Erosion verändert hatten. Kein einziger Fußabdruck eines Menschen konnte dort eindeutig identifiziert werden.
Piltdownmensch
Die Fossilien des Piltdownmenschen wurden 1908 von Arbeitern in einer Kiesgrube
bei Pilton in Sussex, England entdeckt. Sie gaben dem Rechtsanwalt Charles
Dawson Stücke eines menschlichen Schädels. Dawson fand in der
Grube weitere Teile und konnte einen Großteil des Schädels und
den Unterkiefer zusammenstellen. 1912 präsentierte er zusammen mit
Arthur Smith Woodward vom British Museum in London den Fund als Eoanthropus
dawsoni: Eine modern wirkende Schädelkapsel, zusammen mit einem primitiven
Unterkiefer, die 200.000 bis 500.000 Jahre alt sein sollten. Es gab zu dieser
Zeit noch nicht sehr viele Fossilien von Urmenschen, so dass der Piltdownmensch
eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen Menschen und Affen darzustellen
schien. Britische und amerikanische Forscher gingen nun davon aus, dass
sich der moderne Mensch in Europa entwickelt hatte - und dass unsere Vorfahren
bereits früh ein großes Gehirn besaßen. Deutsche und französische
Wissenschaftler waren skeptisch. Doch erst 1953 wurde mit einer neu entwickelten
Methode zur Altersbestimmung der Fund als Fälschung entlarvt. Der Fluoridgehalt
von Schädel und Unterkiefer war deutlich unterschiedlich - und beide
waren viel jünger als zuvor behauptet. 1959 wurde das Alter mit Hilfe
der Radiokarbonmethode bestimmt. Jemand hatte einen menschlichen Schädel
aus dem Mittelalter und einen 500 Jahre alten Unterkiefer eines Orang-Utan
chemisch behandelt - älter gemacht - und zusammen mit fossilen Schimpansenzähnen
in der Grube versteckt. Damit die Zähne im Gebiss des angeblichen Urzeitmenschen
zusammen passten, hatte der bis heute nicht eindeutig identifizierte Fälscher
sie mit einer Feile bearbeitet.