Hintergrundmaterial zu Mythos

MacLoughlin, d’Albret und Merdrignac im Hotel in Lima

Vatikan-Persönlichkeit
Die Beschreibung orientiert sich an der Darstellung des Jesuiten Thomas J. Reese: „Im Inneren des Vatikan, Politik und Organisation der katholischen Kirche“, Fischer Verlag, 1998. In dem Buch berichtet Reese auch von der Regel, an die sich jene halten, die Karriere machen wollen: „Denke nicht. Wenn du denkst, sprich nicht. Wenn du denkst und sprichst, schreib nicht. Wenn du denkst und sprichst und schreibst, unterzeichne es nicht. Wenn du denkst und sprichst und schreibst und es dann auch noch unterzeichnest - wundere dich nicht.“

Merdrignacs Eid - der „Antimodernisten-Eid“
Dieser Eid wurde 1910 von Papst Pius X. eingeführt und war von jedem Priester zu leisten. Er richtete sich gegen alle Versuche, die theologische Lehre der Katholischen Kirche mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Übereinstimmung zu bringen und damit zu relativieren. Papst Paul VI. schaffte den Eid 1967 ab. 1968 gab er allerdings das Glaubensbekenntnis „Sollemni hac liturgia“ ab, in dem die Inhalte des Antimodernisten-Eides überwiegend wieder enthalten waren.

Naturwissenschaft und Religion
Es war der Paläontologe und Evolutionsbiologe Steven Jay Gould aus den USA, der in seinem Buch „Rocks of Ages: Science and Religion in the Fullness of Life“ (Jonathan Cape Ltd 2001) geschrieben hat: „Science gets the age of rocks, and religion the rock of ages; science studies how the heavens go, religion how we go to heaven.“
Gould führte den Begriff der NOMA ein, der Non Overlapping Magisteria. Zu diesen sich nicht überschneidenden Fach- oder Lehrgebieten sollen Wissenschaft und Religion gehören. 1997 erklärte der Agnostiker im Journal „Natural History“: „The net of science covers the empirical universe: what is it made of (fact) and why does it work this way (theory). The net of religion extends over questions of moral meaning and value. These two magisteria do not overlap, nor do they encompass all inquiry (consider, for starters, the magisterium of art and the meaning of beauty).“
Andere Wissenschaftler, etwa der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins von der Oxford University, sprechen den religiösen Experten dagegen die Kompetenz ab, in Bezug auf moralische Fragen und Werte Antworten zu haben. „The question, ‘What is right and what is wrong?’ is a genuinely difficult question that science certainly cannot answer“, antwortete Dawkins seinem Kollegen im Magazin „Free Inquiry“ 1998 (When Religion Steps on Science's Turf). „Given a moral premise or a priori moral belief, the important and rigorous discipline of secular moral philosophy can pursue scientific or logical modes of reasoning to point up hidden implications of such beliefs, and hidden inconsistencies between them. But the absolute moral premises themselves must come from elsewhere, presumably from unargued conviction. Or, it might be hoped, from religion - meaning some combination of authority, revelation, tradition, and scripture. Unfortunately, the hope that religion might provide a bedrock, from which our otherwise sand-based morals can be derived, is a forlorn one. In practice, no civilized person uses Scripture as ultimate authority for moral reasoning. Instead, we pick and choose the nice bits of Scripture (like the Sermon on the Mount) and blithely ignore the nasty bits (like the obligation to stone adulteresses, execute apostates, and punish the grandchildren of offenders). [...] Evidently, we have some alternative source of ultimate moral conviction that overrides Scripture when it suits us.“

Die Atombombe und die Wissenschaftler
Als Vater der Atombombe gilt Robert Oppenheimer, ein US-Physiker mit jüdischen Wurzeln, der sich für den Hinduismus interessierte. Nach dem Abwurf der Bomben auf Japan setzte er sich gegen den Einsatz weiterer Atombomben ein.
Der Kopf des Manhattan-Projekt, an dessen Ende die Atombomben standen, war General Leslie R. Groves, Sohn eines protestantischen Kaplans der US-Armee.
Die Entscheidung, japanische Städte mit Atombomben zu zerstören, fiel durch US-Präsident Harry S. Truman, einen Mitglied der Southern Baptists Convention. Er gehörte damit einer protestantischen Bekenntnisgemeinschaft an, die in den Südstaaten im 19. Jahrhundert die Sklaverei mit der Bibel zu rechtfertigen versuchte. Den Bekenntnissen der Southern Baptist Convention zufolge „dürfen Baptisten sich zum Glauben äußern, doch alle Äußerungen müssen im Licht der Schrift überprüfbar sein. Die Bibel hat das letzte Wort“. Truman war außerdem Mitglied der Freimaurer, die sich eigentlich den Idealen der Aufklärung - Humanität, Toleranz, Brüderlichkeit - verschrieben haben.

Robert Jastrow - Wissenschaftler auf den Bergen der Unwissenheit
Der Astronom Robert Jastrow (1925 - 2008) war ein führender Nasa-Wissenschaftler, der meinte, dass die Beobachtungen der Kosmologen die biblische Schöpfungsgeschichte unterstützen. „The details differ, but the essential elements in the astronomical and biblical accounts of Genesis are the same: the chain of events leading to man commenced suddenly and sharply at a definite moment in time, in a flash of light and energy." („God and the Astronomers“, W.W. Norton, New York, 1978.) Er selbst bezeichnete sich als „agnostic, and not a believer“. (Truth Journal, Volume 1 1985). In einem Interview mit der evangelikalen Zeitschrift „Christianity Today“ erklärte er 1982: "For the scientist who has lived by his faith in the power of reason, the story ends like a bad dream. He has scaled the mountain of ignorance; he is about to conquer the highest peak; as he pulls himself over the final rock, he is greeted by a band of theologians who have been sitting there for centuries."

Engel auf einer Nadelspitze
Die Frage danach, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben, soll ein Beispiel sein dafür, wie mittelalterlicher Theologen versucht haben, das Wesen dieser Himmelsbewohner zu verstehen. Wenn sie rein geistige Wesen sind, dann passen unendlich viele von ihnen auf eine Nadelspitze. Vermutlich stammt die Frage allerdings von Religionskritikern, die sich über die christliche Scholastik lustig machen wollten.

Das fliegende Spaghettimonster
Dieser im Original Flying Spaghetti Monster oder FSM genannte Gott wurde 2005 von dem Amerikaner Bobby Henderson erfunden. Der „Pastafarismus“ ist eine Religionsparodie. Henderson fordert, dass seine Religion genau wie der Kreationismus oder Intelligent Design an den Schulen im Unterricht besprochen werden sollte. Schließlich haben die ebenfalls keine naturwissenschaftliche Basis.

Die Erbsünde bei Paulus, Augustinus und Benedikt XVI.
Im Brief des Paulus an die Römer, Kapitel 9, heißt es: „Nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen anerkannt; denn es ist eine Verheißung, wenn gesagt wird: In einem Jahr werde ich wiederkommen, dann wird Sara einen Sohn haben. So war es aber nicht nur bei ihr, sondern auch bei Rebekka: Sie hatte von einem einzigen Mann empfangen, von unserem Vater Isaak, und ihre Kinder waren noch nicht geboren und hatten weder Gutes noch Böses getan; damit aber Gottes freie Wahl und Vorherbestimmung gültig bleibe, nicht abhängig von Werken, sondern von ihm, der beruft, wurde ihr gesagt: Der Ältere muss dem Jüngeren dienen; denn es steht in der Schrift: Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehasst.
Heißt das nun, dass Gott ungerecht handelt? Keineswegs! Denn zu Mose sagt er: Ich schenke Erbarmen, wem ich will, und erweise Gnade, wem ich will. Also kommt es nicht auf das Wollen und Streben des Menschen an, sondern auf das Erbarmen Gottes.“ (Einheitsübersetzung der Bibel)

Der Kirchenvater Augustinus war überzeugt, dass es in Gott keinerlei Ungerechtigkeit gibt. Aber wie konnte man erklären, dass Gott von zwei Ungeborenen eines liebt, das andere aber hasst, ohne dass dieses doch Anlass für Hass gegeben haben könnte. Wie kann das nicht ungerecht sein? In seiner Schrift „Expositio quarundam propositionum ex epistola ad Romanos“ fand Augustinus eine Lösung für das Problem: Die Erwählung Jakobs und die Ablehnung Esaus beruht auf einem Vorherwissen Gottes, wie die zwei sein werden. Allerdings ging es dem Römerbrief des Paulus zufolge nicht um Werke, die sie vollbringen, sondern um den Glauben, den sie zeigen würden. Demnach wusste Gott, dass Jakob gläubig sein würde, und liebte ihn - im Gegensatz zu Esau, der nicht glauben würde. Also war es Augustinus zufolge der Mensch selbst, der über sein Heil oder Unheil entschied. Denn er war frei zu Glauben oder nicht zu glauben.
Doch der Kirchenvater war damit noch nicht zufrieden. In seinem Werk „Ad Simplicianum“ untersuchte er erneut den Römerbrief des Paulus - und kam diesmal zu dem Schluss, auch der Glaube des Menschen könne nicht als dessen Verdienst betrachtet werden, da der Mensch doch alles der zuvorkommenden Gnade Gottes verdanke. Ohne die Möglichkeit, sich die Liebe zu verdienen, sind alle Menschen aber gleich. Wieso wurde dann also Jakob erwählt? Das, so Augustinus, war ein Gnadengeschenk Gottes. Was aber war mit Esau? Welchen gerechten Grund konnte ein gerechter Gott haben, ein ungeborenes Kind abzulehnen? Wie konnte die Gnadenwahl Gottes unabhängig sein von den Handlungen des Menschen? Wieso hatten manche den Hass Gottes verdient?
Augustinus fand eine Antwort: Weil alle Menschen von Anfang an - von Adams Sündenfall, dem Essen von der Frucht des verbotenen Baumes der Erkenntnis, der Ursünde - schuldig waren. Gott aber konnte Gnade zeigen und aus der Masse der Sünder einige zum Heile erwählen. Aber war das nicht wieder ungerecht? Nicht wenn der Mensch völlig rechtlos ist und eigentlich nur Verdammung verdient.
Doch waren denn alle Menschen sündig, nur weil Adam gesündigt hat? Augustinus schloss aus einer anderen Stelle des Römerbriefes, dass dies so sein musste. In seinem Brief erklärte Paulus in Kapitel 5: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.“ (Einheitsübersetzung der Bibel) Der einzige Mensch ist Adam.
Die lateinische Übersetzung des Briefes in der Vulgata (lateinische Bibel) lautete „in quo omnes peccaverunt“ und wurde insbesondere vom Kirchenvater Augustinus verstanden als „in welchem sie alle gesündigt haben“. (In Adam hatten also alle gesündigt.) Im griechischen Original, der Septuaginta, steht hier eph’hô pantes hemarton, (eph’hô ist vermutlich die Kurzform von epi toutô hoti, siehe etwa Gerhard Hörster, „Theologie des Neuen Testaments“, Brockhaus Verlag Wuppertal, 2004) und das wird am besten übersetzt mit „worauf“ oder „weil“, und nicht mit „in“. (Das wäre griechisch „en“.)
Augustinus übersetzte dies selbst mit: „Per unum hominem peccatum intravit in mundum, et per peccatum mors et ita in omnes homines pertransiit, in quo omnes peccaverunt“. (Nach Ulrike Schaeben „Trauer im Humanistischen Dialog“, K. G. Saur Verlag München und Leipzig 2002.)
In „Contra duas Epistolas Pelagianorum IV 4,7“ erklärte Augustinus, „dass alle in jenem ersten Menschen gesündigt haben, weil alle damals in ihm waren, als er sündigte, und dass von daher durch die Geburt die Sünde ererbt wird“. (Nach Peter Stuhlmacher, „Der Brief an die Römer“ Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1998. Siehe auch Imre Koncsik: „Die Ursünde“, Tectum Verlag Marburg, 1995.) Augustinus hatte sich hier gegen den Kirchenvater Pelagius gewandt, der den Urtext richtig verstanden und der Idee der Erbsünde widersprochen hatte. So kann es gehen.
Die Idee der Erbsünde führte zu einer Reihe von Problemen, die die Kirchenväter lösen mussten. Kein Mensch kann also ohne Sünde geboren werden - außer die Gottesmutter Maria, die die Kirche zur Ausnahme erklärt hat. Sünder aber werden durch den Tod und die Hölle bestraft - aber durch die Taufe haben sie die Chance auf Erlösung. Was aber ist mit den Kindern, die sterben, bevor sie getauft werden? Muss nicht auch für sie eine Ausnahme gelten? Ins Paradies können sie nicht, denn sie sind nicht unschuldig. Die Hölle haben sie nach kirchlichem Verständnis aber auch nicht verdient. Also wurde der Limbus eingerichtet, die Vorhölle, die allerdings für manche historische Theologen wie Thomas von Aquin eher eine Art Paradies war, mit dem großen Nachteil, dass hier niemand Gott schauen durfte. Unter Papst Benedikt XVI. wurde die Idee des Limbus von einer Lehre zu einer Meinung herabgestuft. Im Vatikan geht man nun davon aus, dass diese Kinder gemäß der Anweisung Jesu, die Kindlein zu ihm kommen zu lassen, Gott im Paradies schauen dürfen.
Zurück zur Erbsünde: „Aber als Menschen von heute müssen wir uns fragen: Was ist diese Erbsünde?“, fragte denn auch Papst Benedikt XVI. „Was lehrt der hl. Paulus, was lehrt die Kirche? Ist diese Lehre heute noch vertretbar? Viele denken, im Lichte der Geschichte der Evolution gäbe es keinen Platz mehr für die Lehre von einer ersten Sünde, die sich dann in der ganzen Geschichte der Menschheit ausbreiten würde. Und infolgedessen würde auch die Frage der Erlösung und des Erlösers ihr Fundament verlieren. Also gibt es die Erbsünde oder nicht?“

Der Papst bemühte sich darum, verständlich zu machen, dass es die Erbsünde durchaus noch gibt. Im atheistischen Evolutionsmodell der Welt sei der Mensch selbst nicht einfach gut, sondern offen für das Gute und das Böse. Das Böse sei ebenso ursprünglich wie das Gute. „Was die Christen Erbsünde nennen, sei in Wirklichkeit nur das gemischte Wesen des Seins, eine Mischung von Gut und Böse, die nach dieser Theorie zum selben Stoff wie das Sein gehöre. Das ist eine von Grund auf verzweifelte Sicht: Wenn es sich so verhält, ist das Böse unbesiegbar. Am Ende zählt nur das Eigeninteresse. Und jeder Fortschritt wäre notwendigerweise mit einer Flut von Bösem zu bezahlen, und wer dem Fortschritt dienen möchte, müsste die Zahlung dieses Preises akzeptieren. Die Politik beruht im Grunde genau auf diesen Prämissen: Und die Auswirkungen davon sehen wir. Dieses moderne Denken kann am Ende nur Traurigkeit und Zynismus erzeugen.“ Und er hält dagegen, weil es so nicht sein darf: „Das Böse existiert schlicht und einfach.“ Das Sein als solches sei einfach gut, und deshalb sei es gut zu sein und zu leben. Es gibt ihm zufolge nur einen guten Quell, den Schöpfer. Aber „das Böse stammt aus einer geschaffenen Freiheit, aus einer missbrauchten Freiheit.“ (Generalaudienz vom 3. Dezember 2008) Alles klar?
In einem Gespräch mit Priestern und Klerikern aus dem Bistum Rom erklärte Papst Benedikt XVI. die Sache mit der Erbsünde noch einmal. „Gibt es die Erbsünde wirklich? Wenn nicht, dann können wir ja einfach an die Vernunft appellieren und so die Menschheit reformieren. Aber so ist es ja nicht! Der Verstand ist verdunkelt; die Wurzel der Habgier ist der Egoismus, der den Verstand benebelt. Und auch der Wille ist nicht einfach dazu bereit, das Gute zu tun. Die Kirche muss also die Welt der Wirtschaft durch den Glauben erleuchten, damit der Egoismus der Erbsünde überwunden werden kann. Sie muss das auf nationaler und internationaler Ebene tun, und es ist keine leichte Aufgabe, weil sehr viele Gruppeninteressen entgegenstehen.“ So berichtete Radio Vatikan am 27. Februar 2009. Sind wir jetzt endlich schlauer?

Benedikt XVI. und eine Flut von Bösem
Kardinal Merdrignac zitiert MacLoughlin gegenüber ausführlich aus der Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. am 3. Dezember 2008.

Deus vult
Klassisches Latein: „Gott will es“. Mit dem etwas anders lautenden spätlateinischen Ruf „Deus lo vult“ reagierten die Teilnehmer und Zuschauer der Synode von Clermont 1095 auf den Aufruf von Papst Urban II., Jerusalem von den Sarazenen zu befreien. 1099 eroberten die Kreuzritter Jerusalem und richteten ein Blutbad in der Stadt an.

Sklavenjagd unter der Fahne des Christusordens
Der portugiesische Königssohn Dom Henrique, bekannt als Heinrich der Seefahrer (1394 - 1460), initiierte etliche Entdeckungsreisen entlang der afrikanischen Küste. Seine Schiffe segelten unter der Fahne des Christusordens, da er Angehöriger dieses Ordens war. Papst Nikolaus V. erlaubte es den Portugiesen Mitte des 15. Jahrhunderts offiziell, Heiden zu versklaven. Und die Schiffe von Heinrich dem Seefahrer wurden auch für den Sklavenhandel eingesetzt.

 

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