Hintergrundmaterial zu Mythos

MacLoughlin auf dem Flug nach Lima

Das Wunder der Mutter Teresa
Die Ordensschwester Anjezë (Agnes) Gonxhe Bojaxhiu, genannt Mutter Teresa, wurde 2003 - etwa sechs Jahre nach ihrem Tod - von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Das Wunder, das für die Seligsprechung bestätigt wurde, war die Genesung der Inderin Monica Besra von einem Tumor im Unterleib. Nachdem ihr Ordensschwestern der "Mission der Nächstenliebe" in Kalkutta ein Medaillon Teresas auf den Bauch gelegt hatten, war der Krebs über Nacht verschwunden.
Während des Kanonisierungsprozesses wurde der britisch-amerikanische Journalist und prominente Atheist und Religionskritiker Christopher Hitchens eingeladen, Argumente gegen die Seligsprechung vorzubringen. Er übernahm gewissermaßen die Rolle des „Advocatus diaboli“, die der Papst zu dieser Zeit allerdings abgeschafft hatte. (Benedikt XVI. hat den Advokat des Teufels wieder eingeführt.) Die Seligsprechung konnte Hitchens nicht verhindern.
Viele Kritiker hatten während des Prozesses zur Seligsprechung von Mutter Teresa das Wunder in Frage gestellt, das die Ordensschwester nach ihrem Tode bewirkt haben sollte. Sie hatten berichtet, dass die junge Frau eigentlich durch Medikamente geheilt worden sei, wie es auch einige der behandelnden Ärzte erklärt hatten. Andere hatten behauptet, selbst der Mann dieser Frau hätte dies bestätigt. Das aber stimmt nicht. Es sprach tatsächlich einiges dafür, dass sich über Nacht ein großer Tumor im Unterleib einfach aufgelöst hatte. Was es eigentlich nicht gibt.

Was meine Protagonistin Brea MacLoughlin getan haben könnte: Sie hätte die Krankengeschichte der Patientin überprüfen und eine natürliche Erklärung vorschlagen können. Als mögliche Ursache der Krankheitssymptome war nämlich auch eine riesige Eierstockzyste diskutiert worden. Und niemand hatte offenbar daran gedacht, nach dem Wunder zu überprüfen, ob diese Zyste nicht in der Nacht einfach geplatzt war und die Frau deren wässrigen Inhalt ausgeschieden hatte. Das kommt vor. Und es ist wahrscheinlicher als ein Wunder. Wie der schottische Philosoph David Hume (1711 - 1776) festgestellt hat, muss die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert ist, abgewogen werden gegen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zeuge sich irrt oder lügt. Es ist Hume zufolge nur dann vernünftig, an Wunder zu glauben, wenn die Vertrauenswürdigkeit des Zeugen größer ist als die Wahrscheinlichkeit des bezeugten Ereignisses. Das ist hier wohl kaum der Fall.

Das Wunder von Jaén
Das Wunder ist natürlich nie geschehen. Aber Missionsdominikanerinnen vom heiligen Sixtus (Domenicane Missionarie di San Sisto) gibt es tatsächlich, und sie leisten im Vikariat der peruanischen Provinzhauptstadt Jaén von ihrem Haus Inmaculado Corazón de María aus Gemeinde- und Missionsarbeit. Es wäre nicht abwegig, dass es in der Umgebung ein weiteres kleines Ordenshaus gegeben hätte. In der Arztpraxis des Vikariats arbeiten Ärzte der Stadt kostenlos stundenweise, weil viele Peruaner nicht über eine Krankenversicherung verfügen.

Glaube und Vernunft, Paulus und der Papst
Bei dem Material, mit dem sich MacLoughlin auseinandersetzt, handelt es sich vor allem um Äußerungen von Benedikt XVI., wo dieser sich wiederum mit Paulus beschäftigt hat. Die Quellen sind: Der Römerbrief und der 1. Korintherbrief des Paulus, die Ansprache des Papstes bei der Willkommensfeier zum XXIII. Weltjugendtag am 17. Juli 2008 in Sydney, Australien, seine Predigt beim Vespergottesdienst zum feierlichen Abschluss des Paulusjahres in der Päpstlichen Basilika Sankt Paul in Rom am am 28. Juni 2009, seine Ansprache am 7. Juni 2009 am Dreifaltigkeitssonntag zum Angelusgebet, seine Enzyklika „Spe Salvi“ vom 30. November 2007 und seine Ausführungen zu Anselm von Canterbury bei der Generalaudienz am 23. September 2009. Anselm von Canterbury (1033 - 1109), Philosoph und der Begründer der theologischen Scholastik, versuchte, den„Geist zur Betrachtung Gottes zu erheben“ (Proslogion). Anselm hoffte, einen Vernunftgrund für den Glauben an Gott zu finden. Allerdings kam er dann zu dem Schluss: "Herr, ich versuche nicht, in deine Höhe vorzudringen; mein Verstand kann dich ja auf keine Weise erreichen. Ich wünsche nur, einigermaßen deine Wahrheit zu begreifen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich suche nicht zu begreifen, um zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen." (Proslogion). Benedikt XVI. zufolge ist dieser Schluss heute noch gültig.

C.S. Lewis: Jesus - Irrer, Teufel oder der Sohn Gottes?
Den Brite C.S. Lewis (1898 - 1963), bekannt als Autor von „Der König von Narnia“, betrachten manche Menschen als einen Philosophen. Gläubige berufen sich gern auf ihn, da er ursprünglich Atheist war und zum Christen wurde. Lewis hat erklärt, dass ein bloßer Mensch, der solche Dinge sagen würde, wie Jesus sie gesagt hat, kein großer Morallehrer wäre. Aber Jesus war ja kein bloßer Mensch. Er hat ja einfach erklärt, er verzeihe allen Menschen ihre Sünden. Nicht nur jenen, die ihm etwas getan haben, sondern ALLEN Menschen, die anderen Menschen irgend etwas getan haben. Das sei, so Lewis, nur verständlich, wenn er wirklich Gott wäre, dessen Gesetze gebrochen und dessen Liebe durch jede Sünde verletzt würden. Wäre er nicht Gott, dann wäre er entweder ein Irrer - oder der Satan in Person. Wir müssen uns, sagt er, deshalb entscheiden: Entweder war - oder ist - dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Wir können ihn als Geisteskranken einsperren, wir können ihn verachten oder als Dämon töten. Oder wir können ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen. Aber wir können ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht, diese Möglichkeit hat er uns nicht offen gelassen. Nun, so schließt Lewis, „scheint es mir allerdings klar, dass er weder ein Irrer noch ein Teufel war; das bedeutet dann aber, dass ich anerkennen muss, dass er Gott war und ist."
Man kann Lewis zustimmen, dass Jesus ein lausiger Morallehrer war. Aber wieso sollte er kein Irrender, wenn schon kein Irrer, gewesen sein? Das ist jedenfalls plausibler als anzunehmen, er sei der Sohn eines Gottes gewesen. Außerdem ist unklar, was Jesus tatsächlich (über sich selbst) gesagt hat, und was die Evangelisten und Paulus ihm angedichtet haben.

 

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