Hintergrundmaterial zu Mythos

Francesco Pérez bei Jeberos, Peru

Mohrenkaimane
Diese Alligatoren, auch Schwarze Kaimane genannt, können tatsächlich mehr als sechs Meter lang werden. Sie sind die größten Krokodile Amerikas und kommen in großen Flüssen im Amazonasbecken vor. Allerdings sind sie selten geworden. Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Umgebung von Jeberos ein solches Tier lebt, ist gering. Aber da sich bejagte Tiere häufig in abgelegenere Gegenden zurückziehen, ist Pérez vorsichtig. Krokodilkaimane sind in Süd- und Mittelamerika weit verbreitet und werden meist zweieinhalb Meter lang. Sie leben auch in Sümpfen und Bewässerungsanlagen. Pérez’ Sorge, auf ein solches Tier zu stoßen, hat deshalb etwas mehr Berechtigung.

„Master! Dinner is prepared“
Das Zitat stammt aus der „Rocky Horror Picture Show“.

Die Shawi
Der Stamm der Shawi - oder Chayahuita, wie sie auch genannt werden - ist eine eigene ethnische Gruppe im Amazonasgebiet. Ihre Bevölkerung wird auf etwa 20.000 Personen geschätzt, die im Nordosten Perus, in der Provinz Loreto, leben. Die meisten wohnen in 180 bis 200 kleinen, teils sehr abgelegenen Dörfern vor allem an den Flüssen Cahuapanas, Cachiyacu, Paranapura und Sillay sowie deren Nebenarmen. Sie bilden gemeinsam mit den Shiwilu (Jeberos) die eigene Sprachfamilie Cahuapana (Kawapana). Ihren ersten Kontakt mit Europäern hatten sie möglicherweise, als der Konquistador Alonso de Mercadillo 1538 mit 185 Soldaten angeblich den Río Huallaga erreichte und den Río Marañón entdeckte. Die Spanier kehrten nach vielen Problemen allerdings wieder um, kurz bevor sie den Amazonas erreicht hatten.
Die Shawi leben in einer Region mit mangelhafter gesundheitlicher Versorgung. Das einzige größere Krankenhaus in ihrer Reichweite befindet sich in Yurimaguas und ist für sie nur schwer zu erreichen. Es gibt neben Booten wenig Transportmöglichkeiten. In mehreren Monaten des Jahres sind die Flüsse wie der Sillay selbst mit dem Boot nicht mehr befahrbar. Einige Dörfer verfügen über Pisten, auf denen ein kleines Flugzeug landen kann. Die Behörden versuchen, in einzelnen Dörfern Stationen mit Medikamenten und Funkgeräten zu unterstützen.
Viele Informationen über die Shawi am Río Sillay, ihre Kultur, ihre Mythen und die Bedingungen, unter denen sie leben, findet man zum Beispiel in den Publikationen von Terra Nuova (http://www.terranuova.org.pe)
Relativ aktuelle Informationen zur Situation der Shawi in Loreto, zur Infrastruktur und auch zu religiösen Aspekten findet man auch in dem Bericht „PLAN DE GOBIERNO MUNICIPALIDAD DISTRITAL DE CAHUAPANAS“ der Partei Loreto Restaurado.
(http://200.37.211.183/hdverm2010/public/verplangobierno.aspx?ID_UBIGEO=150703&ID_ORG_POLITICA=1265)
Die Begriffe aus der Shawi-Sprache - auch Matararo - stammen aus folgenden Büchern:
„Diccionario Chayahuita-Castellano“ von Helen Hart, Ministerio de Educacion, Instituto Lingüístico de Verano, Lima, Peru, Segunda edición, 2008.
„Vocabulario chayahuita“ von Georg Hart und Hellen Hart, Datos Etno-Lingüísticos, Instituto Lingüístico de Verano, Colección de los archivos del ILV, 2008.
Die Lage und Namen der Seitenarme des Río Sillay sind ebenfalls im „Diccionario Chayahuita-Castellano“ zu finden.
Die Lage vieler Dörfer der Shawi - auch die im Buch erwähnten - finden sich z.B. auf den Karten des peruanischen Ministerio de Educación/Estadística de la Calidad Educativa (Escale) unter MAPAS, DRE y UGEL (http://escale.minedu.gob.pe) Allerdings fehlen hier die Namen der kleineren Flüsse.
Die Anspielung von der fiktiven Figur Alférez Benites Luna von der Dirección de Turismo y Ecologia der División Policíal aus Yurimaguas auf „schwule Kopfjäger“ ist als Beleidigung gemeint. Sie hat allerdings einen realen medizinischen Hintergrund. In einer Studie der Universidad Peruana Cayetano Heredia, Lima, Peru und weiterer Institutionen haben Mediziner 2007 festgestellt, dass die Verbreitung des HI-Virus unter männlichen Shawi zehnmal und unter weiblichen Shawi dreimal so hoch ist wie in der peruanischen Bevölkerung insgesamt. Die hohe Infektionsrate hängt ihnen zufolge vermutlich damit zusammen, dass es aus kulturellen Gründen unter jungen männlichen Shawi relativ früh und häufig zu sexueller Aktivität kommt, während die erwachsenen Männer mehrere Frauen haben. Kondome werden nicht benutzt (American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, 76(4), 2007, pp. 703–705).

Fossilien im Amazonasgebiet
Lange Zeit waren Paläontologen überzeugt, dass es im Regenwald zu feucht ist, als dass sich hier Fossilien erhalten könnten. Tatsächlich ist die Zahl der Funde sehr klein. Das bekannteste Fossil ist wohl der Amazonsaurus maranhensis, den Wissenschaftler der Universidade Federal do Rio de Janeiro 2003 im Nordosten Brasiliens in der Nähe des Flusses Itapecuru entdeckt haben. Der Sauropode, ein Pflanzenfresser mit langem Hals und langem Schwanz, hatte vermutlich eine Länge von etwa zehn Metern und ein Gewicht von zehn Tonnen. Er lebte während der frühen Kreidezeit vor etwa 125 bis 110 Millionen Jahren. Die Knochen wurden vermutlich im Überschwemmungsgebiet eines Flussdeltas mit Sand bedeckt. Heute gehört das Gebiet zum Bundesstaat Maranhão. In der geologischen Itapecuru-Formation wurden noch einige wenige weitere Fossilien von Dinosauriern gefunden, außerdem von Fischen, Schildkröten und krokodilartigen Reptilien. Weitere Dinosaurierfossilien im brasilianischen Amazonasbecken sind der Zahn eines Theropoden und einige Knochenfragmente. Im brasilianischen Bundesstaat Acre und der benachbarten peruanischen Region Ucayali wurden im Regenwald an den Ufern der Flüsse Fossilien von Säugetieren, vor allem Nager, von Krokodilen, Schildkröten, Eidechsen und Schlangen, Fischen und Flussdelphinen aus dem Miozän (vor etwa 23 bis 5 Millionen Jahren) entdeckt. Auch Fossilien des Purussaurus wurden hier entdeckt. Im Dschungel um die peruanische Stadt Iquitos wurden ebenfalls fossile Krokodilzähne und Fragmente von Schildkröten entdeckt.
Eine Übersicht der wissenschaftlichen Erkenntnisse ist hier zu finden:
http://www.stri.si.edu/sites/publications/PDFs/STRI-W_Jaramillo_2010_Latrubesse_Amazon_reV.pdf
http://www.academia.edu/669775/Neogene_crocodile_and_turtle_fauna_in_northern_South_America

Ölbohrungen im peruanischen Amazonasgebiet
Für fast die Hälfte des peruanischen Amazonasgebiets können Unternehmen einer Studie aus dem Jahre 2010 zufolge Konzessionen erwerben, um nach Erdöl und -gas zu suchen. Die Konzessionen betreffen jeweils Gebiete, die als „Lote“ durchnummeriert sind. 17 Prozent der geschützten Zonen und mehr als die Hälfte jener Gebiete, die indigenen Völkern zugeteilt sind, sind von den „Lotes“ abgedeckt. (Environmental Research Letters, doi:10.1088/1748-9326/5/1/014012, http://iopscience.iop.org/1748-9326/5/1/014012/pdf/1748-9326_5_1_014012.pdf)
Den Organisationen Amazon Watch und Amnesty International zufolge sind es sogar 70 Prozent der Amazonasregion Perus, die zur Verfügung stehen.
Organisationen wie Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana (Indigenen Vereinigung zur Entwicklung im peruanischen Regenwald, AIDESEP) und Umweltschutzgruppen kritisieren die Arbeit der Ölfirmen seit Jahren, da die Suche und vor allem das Bohren nach Öl zu Entwaldung, Verschmutzungen der Erde und des Wassers mit Öl und so auch zu Gesundheitsbelastungen der Einheimischen führen. Selbst die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) hat die peruanische Regierung schon aufgefordert, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen zu bremsen, solange es keine Regeln gibt, die betroffenen Indigenen zu konsultieren.
Der Ort, wo im Buch Arbeiter einer Ölfirma seismologische Tests vornehmen, befindet sich im sogenannten Lote 130, für den 2009 das spanische Unternehmen Cepsa Peru die Konzession zur Suche nach Öl besaß. Die beschriebenen Ereignisse sollen jedoch in keiner Weise reale Aktivitäten dieses Unternehmens in Peru beschreiben.

 

 

<< zurück